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Ernährungsmedizin

Fehl- und Überernährung sind in allen Bevölkerungsschichten und in allen Altersgruppen zunehmend zu beobachten und bedürfen vor diesem Hintergrund der besonderen therapeutischen Aufmerksamkeit. Ernährungsstörungen sind in Deutschland häufig und verursachen vielfach Krankheiten oder sind mit solchen assoziiert. Weitere Krankheiten oder Funktionsstörungen können in der Folge auftreten. Beispielhaft sei an dieser Stelle Übergewicht/Adipositas, hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Schlaganfall (Apoplex, Hirnblutung), Durchblutungsstörungen des Herzen (Koronare Herzerkrankung, Angina pectoris, Herzinfarkt), der Nieren (Niereninsuffizienz, Dialyse) und periphere Gefäße (Polyneuropathie, arterielle Verschlusskrankheit, Amputation) genannt. Ebenso kann ein Metabolisches Syndrom und eine Hyperlipidämie auftreten. Weitere Erkrankungen wie z.B. Rheuma oder Gicht stehen vermutlich mit Ernährungsfaktoren im Zusammenhang.

Im hohen Lebensalter wird zunehmend die Unter- und Mangelernährung mit den Syndromen Muskelschwund (Sarkopenie) und hochgradige Auszehrung  (Kachexie) für die Betroffenen zu einem Problem. Gerade Unter- und Mangelernährung sind mit einer Vielfalt von funktionellen Einbußen und Erkrankungen assoziiert Gebrechlichkeit (Frailty), Stürze, Knochenbrüche, Osteoporose, Immobilität, geistiger Abbau (MCI, (Demenz), Wundheilungsstörungen, Dekubitus). Zunehmend beobachten Forscher auch das bisher noch relativ seltene Krankheitsbild des Sarkopenie-Obesitas-Komplex.

Die biologischen Alterungsprozesse führen zu einer Vielzahl von Veränderungen im komplexen System des Gastrointestinal-, immunologischen und hormonellen System des Menschen. Scheinbar subtile Störungen wie inadäquater Zahnstatus , Kau- und Schluckstörungen, gastrointestinale Erkrankungen wie z.B. Entzündungen (Ösophagitis, Gastritis) und Geschwüre (Ulcus ventriculi, Ulcus  duodeni) im Magen-Darm-Trakt oder Medikamenten-Wechsel- und –Nebenwirkungen können eine entscheidende Rolle spielen. Oft werden  soziale Probleme, Depression oder kognitive Störungen als wesentliche Ursachen für eine Ernährungsstörung nicht erkannt.

Aufgrund der Häufigkeit und Bedeutung dieser Störungen und Krankheitsbilder werden im Krankenhaus Lindenbrunn dazu besondere Behandlungskonzepte verfolgt. Bezüglich einer vorliegenden Dysphagie und der allgemeinen Ernährungssituation (einschließlich Flüssigkeitszufuhr) erfolgt zunächst eine gezielte Beobachtung und Abklärung durch Ärzte, Pflegedienst und Ergotherapie. Bei z.B. einem vorliegenden Verdacht auf Schluckstörungen kann eine Röntgen-Kontrastmittel-Untersuchung (Barium-Breischluck, BBS) oder eine endoskopische Abklärung erfolgen. Je nach Störungsmuster und Schweregrad kann dann eine entsprechende Essbegleitung durch den Pflegedienst oder die Ergotherapie erfolgen. Eine spezielle Behandlungsform in bestimmten Situationen ist die Facio-Orale-Trakt-Therapie (FOTT).

Durch qualifizierte Diätassistentinnen erfolgt eine Diät- und Ernährungsberatung im Einzelgespräch oder in Gruppenberatungen. Es wird auf individuelle Ernährungsprobleme, Kostformen oder Fragen eingegangen. Um die Wünsche und Bedürfnisse unserer Patienten zu erfassen und diesen zu entsprechen, erfragen Verpflegungsassistentinnen der Küche - werktags von Montag bis Freitag - die Essenswünsche aus dem reichhaltigen Angebot. Für mobile und bezüglich der Nahrungsaufnahme selbständige Patienten empfehlen wir generell die Mahlzeiten am Büffet in unserem behinderten-gerechten Speisesaal einzunehmen.

Die fachliche Leitung und Supervision obliegt dem Chefarzt der Klinik für Geriatrie, der über die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin verfügt. Regelmäßig finden in unserer Klinik Besprechungen der Küchenkommission statt, die alle Fragen und eventuelle Probleme im Zusammenhang mit der Ernährung unserer Patienten behandelt.

Im Zusammenhang mit einer notwendigen Gewichtsreduktion werden fördernde Therapien je nach Indikation durch Herz-/Kreislauftraining, Anwendungen im Bewegungsbecken oder Krafttraining unterstützend durch die Abteilungen für Physiotherapie und Balneologie angeboten. Bei Bedarf stehen spezielle Hilfsmittel wie Hochgewichts-Lifter im Krankenhaus Lindenbrunn zur Verfügung.

Voraussetzung für die Behandlung der Ernährungsstörungen ist eine bedarfsorientierte Ernährungstherapie. Je nach Situation können spezielle Zusatznährstoffe (Kost-Additiva, Trinknahrungen) oder die Ernährung parenteral (intravenös) oder enteral (i.d.R. über eine transnasale Ernährungssonde) unterstützt werden. Bei schwerwiegenden oder voraussichtlich länger bestehenden Ernährungsstörungen kann die Anlage einer Ernährungssonde auf endoskopischen Weg durch die Bauchwand (Perkutane endoskopische Gastrostomie – PEG, Perkutane endoskopische Jejunostomie – PEJ) erfolgen. Eine Alternative hierzu ist in ausgewählten Fällen die operative Anlage eines Port-Systems.

Für die besonderen Probleme, die für Angehörige im Umgang mit Ernährungsstörungen und der häuslichen Versorgungssituation entstehen können, bietet das Krankenhaus Lindenbrunn regelmäßige Angehörigenseminare an.

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