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Parkinson-Komplexbehandlung

Ein besonderes Angebot unseres Hauses ist die Parkinson-Komplexbehandlung. Hierbei erfolgen neben einer umfassenden ärztlichen Betreuung intensive Therapien über einen Zeitraum von zumeist zwei bis drei Wochen. Voraussetzung ist die Notwendigkeit eines stationären Krankenhausaufenthaltes mit der Notwendigkeit diagnostischer Maßnahmen, der stationären schrittweisen Optimierung der medikamentösen Therapie in Kombination mit intensiven therapeutischen Maßnahmen. Die Parkinson-Komplexbehandlung kann dann durchgeführt werden, wenn die Lebensqualität trotz umfassender ambulanter Maßnahmen eingeschränkt bleibt und wenn eine optimale Medikamenten-Einstellung ambulant nicht möglich war.

In einem multidisziplinären Team, bestehend aus Ärzten, spezialisiertem Pflegepersonal, Parkinson-Nurses und Therapeuten (Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie, Neuropsychologie), erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Patienten individuelle Therapieziele und einen Behandlungsplan, der zu einer Verbesserung von Lebensqualität und Eigenständigkeit führen soll.  Das Training erfolgt in mehrfach täglichen spezialisierten Einzel- und Gruppentherapien.

Ergotherapie

Ein großer Bereich der durch die Parkinson-Erkrankung beeinträchtigt wird, ist der Verlust von privaten und beruflichen Rollen, des Arbeitsplatzes, häuslicher Versorgung und Freizeitaktivitäten. Hier setzt die Ergotherapie an.

Zusammen mit dem Patienten werden die Bereiche "Aktivitäten des täglichen Lebens" (Waschen, Anziehen, Transfer, Einkaufen u.v.m.), "Produktivität" (Arbeit, ehrenamtliche Tätigkeit, Essen zubereiten) und "Freizeit" (soziale Freizeit, Sport, Hobbys) analysiert. Der Patient formuliert, was er nicht mehr kann, z. B. Waschen/ Anziehen, Staubsaugen oder Schreiben. Anschließend bewertet er, wie wichtig es ihm ist, diese Tätigkeit wieder ausüben zu können. Aufgrund dieser Ergebnisse werden max. fünf Schwerpunkte für die Behandlung festgelegt.

Diese Vorgehensweise macht die Therapie für die Patienten transparent und fördert ebenso das eigenverantwortliche Handeln. Die Patienten verstehen durch die gemeinsam erarbeitete Zielsetzung, wozu die Therapieübungen dienen und haben während ihres Aufenthaltes ihre Ziele die ganze Zeit klar vor Augen. So wird z. B. mit einem Patienten, der Probleme beim Anziehen hat, die Handlung "Anziehen" analysiert und Anpassungen (z. B. eine andere Technik zum Socken anziehen) erarbeitet. Ziel ist die selbständige Ausführung einer für den Patienten bedeutungsvollen Betätigung.

Wenn die Patienten z. B. Probleme im Bereich des Schreibens haben, wird der "Allensbacher Feinmotoriktest" durchgeführt. Die Art und Schwere der Beeinträchtigung kann hierdurch ermittelt werden. Die Ergotherapeuten passen daraufhin die Therapie so an, dass die beeinträchtigten Komponenten, die für eine korrekte Ausführung des Schreibens wichtig sind, gezielt geübt werden. Hierdurch wird der Patient befähigt, seine für ihn bedeutungsvolle Handlung wieder durchzuführen. Zusätzlich erhalten die Patienten ein feinmotorisches Eigentrainingsprogramm zur eigenständigen Durchführung.

Musiktherapie

Musiktherapie als nonverbales erlebnisorientiertes Verfahren wird in allen Phasen der neurologischen Rehabilitation eingesetzt. Je nach Phase wird die Musiktherapie differenziert gestaltet: Kontakt und Beziehung, vegetative/emotionale Regulation, Grob-Feinmotorik, Sprechen, Gedächtnis und Aufmerksamkeit, Verbesserung von Stimmung und Motivation, Aktivierung persönlicher Ressourcen.
Bei der Parkinson-Erkrankung stellt sie eine wichtige begleitende Therapie dar. Insbesondere die standardisierte Methode „Rhythmisch akustische Stimulation“ (RAS) nach Michael Thaut (neurologische Musiktherapie, NMT) wird in rhythmisch-akustischen Übungen, dem rhythmisch-akustischen Gangtraining und im Rahmen einer Rhythmik-Gruppe geübt. RAS ist ein Bewegungstraining mit akustischer Stimulation mittels gehörter Musik, gespielter Musik an Trommeln und Bodypercussion oder dem Klicken eines Metronoms. Innerhalb der Musiktherapie werden verschiedene „Cueing“-Strategien zur Kompensation der Bewegungsstörung erlernt.

Physiotherapie

Die Parkinson-Erkrankung verändert die motorischen Fähigkeiten. Besonders auffällig ist dies beim Gangbild. Die auftretende Kleinschrittigkeit und das nach vorn gebeugte Gehen sind häufige Ursachen von Stürzen. Um die Mobilität des Patienten zu erhalten oder auch zu verbessern, ist eine frühzeitige physiotherapeutische Behandlung, z. B. die Gangschule und Sturzprophylaxe, von großer Wichtigkeit. Der Einsatz von verschiedenen Hilfsmitteln wie z. B. Rollatoren ist hierbei ebenso förderlich.

In der Physiotherapie werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse in den Einzeltherapien berücksichtigt, unter anderem das Trainieren mit großen, ausladenden Bewegungen. Ein Schwerpunkt ist außerdem das Training von Gangsicherheit und Gleichgewicht, um eine Sturzneigung zu reduzieren. Ergänzend zu den physiotherapeutischen Einzeltherapien gibt es außerdem ein Gruppentherapieangebot, das ebenfalls speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten ausgerichtet ist.

Sprachtherapie

Bei einem Großteil der Parkinson-Patienten sind das Sprechtempo und die Lautstärke des Sprechens infolge der Erkrankung verändert. Parkinson-Patienten reden häufig leise, monoton und verlangsamt, zum Teil auch zu schnell, so dass die Artikulation ungenau wird und schlecht verständlich ist. Durch eine intensive Sprachtherapie können im Rahmen eines stationären Aufenthaltes Verbesserungen erzielt werden. Unter anderem wird eine Verbesserung der Sprachverständlichkeit über das Erhöhen der Sprechlautstärke angestrebt.

Im Verlauf der Parkinsonerkrankung werden viele Betroffene mit Beeinträchtigungen des Schluckaktes konfrontiert. Zu den typischen Schluckstörungen gehört eine verringerte Schluckfrequenz und Schwierigkeiten, den eigenen Speichelfluss zu kontrollieren. Durch die verringerte Zungenbeweglichkeit, das Nachlassen der Bewegungskraft im Rachen sowie zunehmende Schwierigkeiten in der Koordination aller beteiligten Schluckmuskeln, kann es zu Schwierigkeiten während der oralen Nahrungsaufnahme kommen. Bildgebende Diagnostikverfahren wie Röntgen und endoskopische Untersuchungen ermöglichen individuelle Behandlungen im Rahmen einer funktionellen Dysphagie-Therapie, die speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten ausgerichtet ist.

Neuropsychologie

Zu einer Parkinson-Komplexbehandlung gehört in unserer Klinik immer eine Einschätzung des kognitiven und emotionalen Zustandes durch eine neuropsychologische Untersuchung. In Abhängigkeit von den Ergebnissen wird ggf. ein individueller Behandlungsplan zur Stabilisierung und Verbesserung der kognitiven Funktionen und / oder zur Unterstützung der Krankheitsverarbeitung erstellt. Die Behandlung erfolgt dann als Einzel- bzw. Gruppentherapie.

Ihr Ansprechpartner


Prof. Dr. med.

Christian Winkler PhD

Chefarzt Klinik für Neurologie/Ärztlicher Direktor

Tel. 05156 / 782-292
Fax: 05156 / 782-289
neurologie@krankenhaus-lindenbrunn.de

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